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Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Neurochirurgie

Jahresbericht 2022

Rücken einer Frau
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Operationen
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ambulante Konsultationen
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komplexe Wirbelsäulenfälle

Das Spezialistenteam der Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Neurochirurgie behandelt Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule. Dazu gehören Verschleisserkrankungen, Deformitäten, Entzündungen ebenso wie Frakturen und Tumore. Unser Behandlungsspektrum reicht von verschiedenen konservativen (also nichtoperativen) Therapien bis zu den komplexesten chirurgischen Eingriffen inkl. Revisionseingriffen. Dabei arbeitet das hochspezialisierte Team interdisziplinär und wissenschaftlich fundiert.

Tradition und Innovation in der Skoliosebehandlung

Die Schulthess Klinik hat in der Schweiz die längste Tradition in der Behandlung von Skoliosen. Bereits unser Gründer Wilhelm Schulthess machte die Behandlung von Kindern mit Wirbelsäulenverkrümmungen zu einem wichtigen Teil seiner Lebensaufgabe und entwickelte die Therapiemöglichkeiten weiter.

Dank der multidisziplinären Zusammenarbeit des bereits im Jahr 1987 gegründeten Wirbelsäulenzentrums («Spine Unit») decken wir das vollständige konservative und operative Spektrum der Behandlung von Skoliosen ab. Chirurgisch tätige und konservative Abteilungen arbeiten dabei Hand in Hand. Trotz vorwiegend nichtoperativer Skoliosebehandlung sind die operativen Fallzahlen hoch (40 grosse Skolioseoperationen im Jahr 2022). Unsere erfahrenen Wirbelsäulenchirurgen bieten alle operativen Behandlungsmöglichkeiten an: offenes oder minimalinvasives Korrekturverfahren mit Zugang von hinten, Korrekturoperationen von vorne mit Versteifung oder Wachstumslenkung (mit bewegungserhaltendem Tethering-Verfahren). Komplexe Eingriffe für schwere Skoliosen oder Revisionseingriffe gehören ebenfalls dazu. Seit über 20 Jahren setzen wir zur elektrophysiologischen Überwachung der Nervenbahnen ein multimodales, intraoperatives Neuromonitoring ein, um bei anspruchsvollen Wirbelsäulenoperationen Komplikationen zu vermeiden.

VSS-Tagung: Dr. med. Tamas Fekete referiert
Dr. med. Tamás Fekete erklärte die operativen Möglichkeiten bei Skoliose.

Skoliose-Tagung für Betroffene

Im März fand bei uns in der Klinik unter dem Titel «Skoliose – über die Grenzen hinaus» eine Fachveranstaltung in Kooperation mit dem Verein Skoliose Schweiz (VSS) statt. Mit über 200 teilnehmenden Betroffenen und Fachpersonen war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten beleuchteten das Thema aus diversen Blickwinkeln und gaben Betroffenen und Angehörigen wertvolle Inputs.

Ein Grossteil der Referenten stammte aus der Schulthess Klinik aus den Fachgebieten Wirbelsäulenchirurgie, Physiotherapie, Kinder- und Jugendorthopädie, Innere Medizin und Neurologie. Zusätzlich gaben Dr. med. Omar Zabar aus Bad Sobernheim und Dr. med. Fabio Zaina aus Mailand Einblicke in ihre Erfahrungen bei der nichtoperativen Behandlung von Skoliose.

Forschung und Vernetzung, um Patienten mit Wirbelsäulenverkrümmungen zu helfen

Engagement in der European Spine Study Group (ESSG)

Wirbelsäulenverkrümmungen bei Erwachsenen sind sehr häufig und treten bei ca. 68 Prozent der über 60-Jährigen auf. Betroffene leiden oft unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen und sind in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig. Umso wichtiger ist es, für jeden die richtige Behandlung zu finden, denn deren Wahl kann die gewonnene Lebensqualität der Patienten entscheidend beeinflussen.

Einige passionierte Wirbelsäulenchirurgen haben sich im Jahr 2010 zum Ziel gesetzt, solchen Patienten zu helfen und sich für ihre Lebensqualität einzusetzen, indem sie eine wissenschaftliche Basis schaffen. Als Resultat ging die Gründung der European Spine Study Group (ESSG) hervor. Seit 2012 ist die Schulthess Klinik als eine von fünf Kliniken in Europa Mitglied. Gemeinsam mit der parallelen amerikanischen Forschungsgruppe ISSG pflegen wir die weltweit führende prospektive Datenbank zur Behandlung solcher Patienten, die das Fundament für fortlaufende Forschungsprojekte ist. Alleine im Jahr 2022 gab es vier publizierte Manuskripte und unsere Spezialisten zeigten in 36 Präsentationen an nationalen und internationalen Kongressen Resultate dieser Forschungsprojekte. Die Resultate sind wichtige Schritte, um die Behandlung solcher Patienten zu verbessern und unser Wissen auch weiterzugeben.

Unser Engagement im Rahmen der ESSG Study Group wird teilweise durch den Forschungsfonds der Wilhelm Schulthess-Stiftung finanziert.

Gemeinsame Konferenzen mit HSS und Charité Berlin

Eine weitere fruchtbare internationale Zusammenarbeit zu diesem Thema wurde mit der Ausrichtung der internationalen «Fall-Konferenz» zum Thema Deformitäten im Jahr 2022 geschaffen. Viermal im Jahr treffen sich Spezialisten der Schulthess Klinik unter der Leitung von Dr. med. Frank Kleinstück mit ihren Kollegen aus dem Hospital of Special Surgery (HSS) in New York und der Charité in Berlin, um komplexe Fälle gemeinsam zu diskutieren. Dieses Format ist öffentlich und steht allen interessierten Wirbelsäulenspezialisten zur Verfügung. Die aktuellste «HSS-Charité-Schulthess International Spine Case Conference» kann jeweils öffentlich abgerufen werden.

Tumorboard für spinale Tumore

Vergangenes Jahr haben wir gemeinsam mit Spezialisten weiterer Kliniken unter der Leitung von PD Dr. F. Porchet ein interdisziplinäres neurochirurgisches Tumorboard für spinale Tumore ins Leben gerufen. Im Board sitzen Neurologen, Neurochirurgen, Neuroonkologen, Neuroradiologen, Neuropathologen und bei Bedarf Strahlentherapeuten. Besonders freut uns, dass der renommierte Neuroonkologe Prof. Dr. med. Roger Stupp aus Chicago (Chief of Northwestern University Neuro-Oncology) jeweils auch an den Videokonferenzen teilnimmt.

Die Spezialisten tauschen sich ein- bis zweimal pro Monat aus, besprechen Patienten mit spinalen Tumoren und definieren das individuelle Therapieschema. Die Patienten werden somit im Sinne der Qualitätsverbesserung optimal betreut.

Rapid Recovery für Wirbelsäulenpatienten

Rapid Recovery ist ein umfassendes Behandlungskonzept mit dem Ziel, dass Patienten nach der Operation rasch und sicher in den Alltag zurückkehren können. Seit 2019 setzt die Schulthess Klinik dieses für Patienten ein, die ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk erhalten. Seit 2022 profitieren auch unsere Wirbelsäulenpatienten von diesem Behandlungskonzept.

Dank der Analyse der Prozesse vor, während und nach der Operation konnten wir die Qualität unserer Behandlung durchgängig verbessern mit optimierten Abläufen und höchster Effizienz und Effektivität. Dazu gehören eine rasche Beurteilung der Patienten vor dem Eingriff aus chirurgischer, anästhesiologischer und pflegerischer Sicht, der nüchterne Eintritt am Operationstag, die frühe Mobilisation nach der OP, die lokale Infiltrationsanästhesie und die Unterstützung bei der Organisation der Folgebetreuung zu Hause. Die Bedürfnisse der Patienten stehen dabei im Fokus. Dies zeigt auch das Resultat der Patientenbeurteilung der perioperativen Phase mit einer «hervorragenden» Einstufung der Zufriedenheit.

Insgesamt profitierten im Jahr 2022 276 Patienten vom Rapid-Recovery-Konzept, die wir sicher und komplikationslos postoperativ nach Hause entlassen konnten. Dies steigerte nicht nur die Zufriedenheit dieser Patienten, sondern verkürzte dank der kürzeren Hospitalisationszeit auch die Wartezeit für weitere Patienten.

Engagement für die Weiterbildung

Weiterbildungsstatus B für Neurochirurgie

Anfang 2022 hat das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) der Schulthess Klinik den Weiterbildungsstatus B für Neurochirurgie unter der Leitung von PD Dr. F. Porchet vergeben. Das SIWF ist ein autonomes Organ des Berufsverbandes der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) und prüft mit ihren Experten die Qualität der Weiterbildungsstätten. So analysierten die Experten bei einer Visitierung genaustens unser Weiterbildungskonzept.

Bisher verfügten wir über den Weiterbildungsstatus C, was bedeutet, dass ein Jahr Tätigkeit in unserer Abteilung für die Facharztanwärter für Neurochirurgie anerkannt wurde. Mit dem neuen Status bedeutet dies nun zwei Jahre Anerkennung der Facharzttätigkeit. Dieses Qualitätssiegel ist eine Anerkennung durch die FMH für die Leistungen unserer Abteilung im Interesse unserer Patienten. Dazu gehört die Qualität in der komplexen Wirbelsäulenchirurgie, das grosse Volumen an Patienten, die lückenlosen Nachkontrollregister und natürlich die sehr enge und kompetente Betreuung unserer Facharztanwärter.

Fortbildung für Hausärzte und Physiotherapeuten

Über 370 Teilnehmende zählte unsere Fortbildung für Hausärzte und Physiotherapeuten im November 2022. Dabei standen Nackenschmerzen verschiedenster Ursachen im Fokus. Unsere Spezialisten der Wirbelsäulenchirurgie und Physiotherapie stellten dabei die aktuellen konservativen und operativen Therapieansätze vor. Die Teilnahme war physisch vor Ort und virtuell möglich.

Markus Loibl zeigt vor beim AO-Spine-Operationskurs
PD. Dr. med. Markus Loibl zeigt die TLIF-OP-Technik, die in der Schulthess Klinik ca. 450 Mal pro Jahr durchgeführt wird.

Wissen weitergeben als «AO Spine Center»

Die Wirbelsäulenchirurgie der Schulthess Klinik ist eines von vier zertifizierten «AO Spine Centers» in der Schweiz, dies neben dem Kantonsspital St. Gallen und den Universitätskliniken Bern und Basel. Das Engagement in der Aus- und Weiterbildung ist ein wichtiges Kriterium für diese Zertifizierung – passend zu unserem Credo, das Wissen unserer Spezialisten weiterzugeben und den medizinischen Nachwuchs zu fördern. Dies taten wir auch im Jahr 2022 intensiv:

So empfingen wir wieder Gastärzte aus der ganzen Welt. Mit dabei war Dr. Hiroyuki Nakarai aus Tokyo, der seine dreimonatige AO-Spine-Fellowship bei uns wie folgt zusammenfasst: «Ich war beeindruckt von der sorgfältigen und effizienten Behandlung zahlreicher komplexer Wirbelsäulenerkrankungen in gut organisierten Operationssälen. Zudem hatte ich das grosse Glück, mit Spitzenforschern an Forschungsprojekten zu arbeiten.»

Weiter fanden 2022 zwei AO-Spine-Kurse und ein AO-Spine-Seminar in der Schweiz statt, an denen die Schulthess Klinik sowohl als Faculty als auch mit Teilnehmenden stark vertreten war. PD. Dr. med. Daniel Haschtmann und PD. Dr. med. Markus Loibl zeigten dabei den Teilnehmenden verschiedene OP-Techniken: das Einbringen von Pedikelschrauben im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, die transforaminale lumbale intersomatische Fusion (TLIF) und die Pedikelsubtraktionsosteotomie (PSO).

Im November fand ein AO-Spine-Basis-Seminar zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung für Krankheitsbilder im Bereich der Wirbelsäule in der Schulthess Klinik statt. Zwölf erfahrene Wirbelsäulenchirurgen aus grossen Zentren der Schweiz nahmen sich dabei Zeit, 32 Facharztkandidaten auf die Facharztprüfung vorzubereiten.

Referenten AO Spine Fortbildung in der Schulthess Klinik
12 erfahrene Wirbelsäulenchirurgen gaben in der Schulthess Klinik ihr Wissen an den medizinischen Nachwuchs weiter:

vordere Reihe von links: PD Dr. med. David Bellut (Universitätsspital Zürich), PD Dr. med. Martin Stienen (Kantonspital St. Gallen), PD Dr. med. Markus Loibl (Schulthess Klinik), PD Dr. med. Sven Hoppe (Salem-Spital Bern)

hintere Reihe von links: Dr. med. Tamás Fekete (Schulthess Klinik), Dr. med. Lukas Urbanschitz (Universitätsspital Basel), Dr. med. Benjamin Martens (Kantonspital St. Gallen), Dr. med. Harry Gebhard (Kantonspital Baselland), Dr. med. Tobias Pötzel (SPZ Nottwil), PD Dr. med. Kai Sprengel (St. Anna Luzern), PD Dr. med. Christoph Albers (Inselspital Bern), PD Dr. med. Ralph Schär (Inselspital Bern).

Engagement unserer Spezialisten in Verbänden

Unsere Ärzte engagieren sich seit Jahren in nationalen und internationalen Verbänden und Organisationen rund um die Wirbelsäulenchirurgie.

So koordiniert Dr. med. Frank Kleinstück seit Jahren die Forschungstätigkeiten der European Spine Study Group (ESSG) innerhalb der Schulthess Klinik. Die internationale Forschungsgruppe ESSG will Erwachsenen mit Wirbelsäulenverkrümmungen helfen, indem sie eine wissenschaftliche Basis dafür schafft.

EUROSPINE ist eine internationale Gesellschaft mit dem Ziel, den Austausch von Wissen und Innovationen auf dem Gebiet der Forschung, Prävention und Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen innerhalb Europas und weltweit zu fördern. Dr. med. Tamás Fekete engagiert sich bereits seit 12 Jahren bei EUROSPINE. Aktuell ist er Mitglied des Education Committee. Zuvor war er im Programm Committee der jährlichen EUROSPINE-Konferenz engagiert, davon 2019 bis 2021 als Chair. PD Dr. med. Daniel Haschtmann ist seit 2022 Mitglied des Komitees.

Zusätzlich ist PD Dr. med. Daniel Haschtmann in der Kommission für Qualität und Methodik in der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädische Chirurgie «swiss orthopaedics» und Dr. med. Frank Kleinstück ist seit Jahren Mitglied der Expertenkommission «Wirbelsäule».

PD Dr. med. Markus Loibl ist seit 2018 im Country Council der AO Spine Schweiz, davon 2019 bis 2021 als «Ortho Officer». Seit 2021 ist er Vorsitzender der AO Spine Schweiz und engagiert sich in dieser Rolle stark für die orthopädische und neurochirurgische Ausbildung in der Schweiz.

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