Kinder- und Jugendorthopädie

Eine persönliche Betreuung der Kinder und ihrer Eltern ist uns dabei immens wichtig. Wir legen besonderen Wert auf eine kontinuierliche anästhesiologische, pflegerische und physiotherapeutische Betreuung. Eingebettet in die Schulthess Klinik mit ihren zahlreichen Spezialteams ist es möglich, die jeweiligen Experten der Spezialgebiete in kürzester Zeit zu Rate zu ziehen und mit ihnen die Behandlung abzustimmen.

Bereits für unseren Gründer Wilhelm Schulthess war die Behandlung von Kindern ein wichtiger Teil seiner Arbeit und Lebensaufgabe. So behandelte er zahlreiche Kinder mit Wirbelsäulenverkrümmungen und forschte auf diesem Bereich. Ende der 60er-Jahre waren rund 90% unserer Patienten Kinder.

Bereits Wilhelm Schulthess lebte den wohltätigen Gedanken mit der Unterstützung mittelloser Patienten. Der Patientenhilfsfonds der Wilhelm Schulthess-Stiftung unterstützt auch heute noch Patienten aus dem In- und Ausland, die vor einer komplexen medizinischen Behandlung stehen und deren Kosten weder vom Patienten selbst gedeckt werden können noch anderweitig übernommen werden.

Ein Schwerpunkt unseres Patientenhilfsfonds ist die orthopädische Versorgung von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten. Dazu arbeiten wir eng mit der Hilfsorganisation «Friedensdorf International» zusammen.

Im vergangenen Jahr konnten wir so zum Beispiel der 12-jährigen Mara aus Angola helfen. Bei ihr bestand eine schwere immobilisierende Fehlstellung der Beine, die Mara in wenigen Jahren gehunfähig gemacht hätte. Neben schwerwiegenden Torsions- und Achsenfehlstellungen waren auf beiden Seiten auch die Kniescheiben im Rahmen ihrer syndromalen Erkrankung vollständig luxiert. Die komplexen Operationen mit knöchernen Korrekturen auf mehreren Etagen waren erfolgreich. In der Zwischenzeit erholt sie sich sehr gut von den Operationen und sie erhält intensive Physiotherapie. Im Mai 2023 wird sie wieder in ihre Heimat Angola zurückfliegen – mit einer deutlich verbesserten Lebensqualität und endlich einer Zukunft auf zwei geraden Beinen.

Sind bei Kindern, die noch im Wachstum sind, Fehlstellungen der Beine (X- oder O-Beine) oder Beinlängendifferenzen derart ausgeprägt, dass im Laufe des Lebens mit frühzeitigen Schäden der Gelenke (vor allem Knie) oder Spätfolgen für die Wirbelsäule zu rechnen ist, können wir mit minimalinvasiven Wachstumslenkungen und -bremsungen unkompliziert helfen.

Seit über 12 Jahren verwenden wir für Wachstumslenkungen ein kleines 8er-Plättchen, das wir mit je einer Schraube oberhalb und unterhalb der zu behandelnden Wachstumsfuge anbringen. So blockieren wir auf einer Seite das Wachstum. Dadurch lässt sich die Achse während des weiteren Wachstums lenken, da die nicht gebremste Gegenseite der Fuge weiterwächst. Somit wächst sich die Fehlstellung während des weiteren Wachstums «gerade». Bei deutlichen Beinlängendifferenzen können wir auf der längeren Seite eine oder mehrere Wachstumsfugen vorübergehend oder definitiv bremsen.

Im Jahre 2022 führten wir 252 derartige Operationen durch. Die Auswirkung einer solchen Wachstumslenkung ist gewaltig, da drohender Gelenksverschleiss mit sehr geringem Aufwand wirksam vermieden werden kann. Die Einschränkungen sind für die meist jugendlichen Patienten nach der Operation minimal. Eine Dispens vom Sport besteht aus 2 bis maximal 4 Wochen.

Unser Know-how weiterzugeben und uns mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, hat bei uns lange Tradition.

So fand auch 2022 die Fortbildung «Kinderorthopädie für die Praxis» statt. Diese Fortbildung organisieren wir seit über 10 Jahren gemeinsam mit dem Berufsverband «Kinderärzte Schweiz». Sie bietet Pädiatern die Möglichkeit, sich zu berufsalltagsrelevanten kinderorthopädischen Fragestellungen weiterzubilden und die wichtigsten orthopädischen Untersuchungstechniken zu erlernen. Im diesjährigen Kurs stand das kindliche Knie im Mittelpunkt.