Schulterverletzung – wie weiter?
Die Schulter ist ein sehr bewegliches, aber auch komplexes Gelenk. Nur wenn Gelenk, Muskeln und Sehnen korrekt zusammenspielen, läuft alles rund. Verschiedenste Verletzungen können zu Schmerzen und Funktionseinschränkungen führen. Was bei einem Unfall alles zu Schaden kommen kann und wie man am besten darauf reagiert, erklärt uns Prof. Dr. med. Markus Scheibel, Chefarzt Schulter- und Ellbogenchirurgie, im Interview.
Was kann bei einem Unfall an der Schulter alles zu Schaden kommen?
Aufgrund des komplexen Aufbaus der Schulter können Knochen, aber auch Weichteile wie Sehnen und Bänder verletzt werden. Neben Sehnenrissen sehen wir in der Schulthess Klinik häufig Brüche von Oberarmkopf, Schlüsselbein, Schulterpfanne sowie rund um den Ellbogen. Dazu gehören auch komplexe Brüche, die wir mit einer Osteosynthese (Wiederverbinden der Bruchstücke mit Schrauben, Platten, Nägeln oder Drähten ) oder einem künstlichen Gelenk versorgen. Oft suchen uns auch Patienten mit bereits behandelten Brüchen, aber ohne zufriedenstellendes Resultat auf und wir helfen mit einer komplexen Revisionschirurgie, zu Schmerzfreiheit und Mobilität zurückzufinden.
Wie reagiere ich als Patient am besten bei einem Unfall?
Wichtig ist eine genaue Abklärung mit körperlicher und radiologischer Untersuchung (Röntgen, ggf. CT oder MRI) in einer Klinik mit einer Notfallabteilung. Dort können auch Auskugelungen von Schulter oder Ellbogen und Begleitverletzungen anderer Körperregionen sofort festgestellt und behandelt werden. Wichtig zu wissen ist, dass die wenigsten Brüche oder Weichteilverletzungen an der Schulter innerhalb der ersten 48 Stunden operiert werden müssen. Man muss also nicht gleich von der Skipiste auf den OP-Tisch vor Ort. Nach der ersten Diagnostik und allenfalls Ruhigstellung kann man in Ruhe erst nach Hause und dann den Spezialisten seiner Wahl finden. Für Schulterverletzungen ist dies idealerweise ein spezialisiertes Schulter-/Ellbogenzentrum mit viel Erfahrung im Behandeln von Unfällen.
Wie hat sich die Schulterchirurgie in den letzten Jahren gewandelt?
So stark wie kaum in einem anderen Gelenk! Innovative Verfahren, um gerissene Rotatorenmanschetten (Schultersehnen), Bizepssehnen oder abgelöstes Labrum (Gelenklippe) zu rekonstruieren, sind nur ein kleiner Teil der Behandlungstechniken, die sich entwickelt und verbreitet haben.
Operative Verfahren, von denen man lange dachte, dass sie nur in bewährter offener Technik (also mit grossen Schnitten und direktem Blick auf das Operationsgebiet) präzise und erfolgsversprechend durchgeführt werden können, wurden auf ein arthroskopisches Niveau angehoben. So können heute viele Eingriff mit kleinsten Schnitten unterstützt von einer kleinen Kamera im Gelenk durchgeführt werden. Genannt seien hier Sehnenabrisse, Schultereckgelenksprengungen, diverse Brüche, knöchern bedingte Schulterinstabilitäten, Knorpeldefekte, Nervenkompression, Entfernung von Platten und Schrauben etc. und auch rekonstruktive Eingriffe an Schulter- und Ellenbogengelenk. Also wirklich eine fast schon revolutionäre Entwicklung. Diese Entwicklung war insbesondere möglich, weil das Verständnis für die arthroskopische Anatomie und die veränderten Formen von krankem und verletztem Gewebe wuchs. Auch die Neu- und Weiterentwicklung von Implantaten und Instrumenten trug ihren Teil dazu bei. So können gegenwärtig selbst komplexe rekonstruktive Eingriffe mit kleinen Schnitten und wenig verletztem umliegenden Gewebe durchgeführt werden. Auch die Prothesenversorgung von Schulter und Ellenbogen hat sich entscheidend optimiert – für Schmerzbefreiung, Funktionsgewinn und Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.
Breit aufgestelltes Team für die Behandlung von Schulterbeschwerden
Das Team der Schulter- und Ellbogenchirurgie der Schulthess Klinik behandelt sämtliche Erkrankungen und Verletzungen an Schulter und Ellbogen. Das Spektrum reicht von nicht-operativen Behandlungstechniken über die Versorgung von Brüchen, Band- und Sehnenverletzungen bis hin zu Kunstgelenken und Prothesenrevisionen. Der Patient profitiert dabei direkt von der engen Zusammenarbeit mit unserer Forschungsabteilung.