Behandlung Rotatorenmanschettenruptur – Sehnenriss an der Schulter
Als Rotatorenmanschette wird eine Gruppe von vier Muskeln bezeichnet. Diese Muskeln entspringen am Schulterblatt und vereinigen sich in einer Sehnenkappe, die am Oberarmkopf ansetzt. Die Aufgabe dieser Muskeln besteht darin, den Oberarmkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblatts zentriert zu halten. Sie stabilisieren das Gelenk und bewegen den Oberarm (Abb.1).
Ursachen und Folgen
Ein Riss (Ruptur) kann durch ein Unfallereignis entstehen (Trauma). Der traumatische Riss ist schmerzhaft und oft mit einer akuten Funktionseinschränkung oder einem Kraftverlust verbunden. Die degenerative Ruptur hingegen ist eine schleichende Abnützung durch ständiges Einklemmen der Sehne unter dem Schulterdach oder im Zusammenhang mit einer beeinträchtigten Durchblutung der Sehne. Beim degenerativen Riss entstehen die Symptome langsamer, können jedoch den Beschwerden eines unfallbedingten Risses ähneln.

Abklärung und Diagnose
In vielen Fällen kann bereits nach einer gezielten klinischen Untersuchung ein Sehnenriss vermutet werden. Zur Sicherung der Diagnose und als Grundlage für therapeutische Empfehlungen werden Röntgenbilder, eine Ultraschalluntersuchung und eine Magnetresonanztomografie (MRI) durchgeführt. Das MRI-Verfahren ist für die Planung einer Operation wichtig, um die Risskonfiguration und den Zustand der Muskulatur zu beurteilen. Das MRI-Verfahren ist für die Planung einer Operation wichtig, um die Risskonfiguration und den Zustand der Muskulatur zu beurteilen.
Behandlung und Operationsverfahren
Die Entscheidung, welche Therapiemethode in welcher Situation die richtige ist, hängt stark von individuellen Faktoren ab. Neben den MRI-Befu den, der Risskonfiguration und der davon abhängigen klinischen Auswirkung spielen berufliche Anforderungen, das Alter sowie auch sportliche Aktivitäten eine entscheidende Rolle.
Durch Medikamente und Injektionen in das Schultergelenk können Schmerzen konservativ, ohne operative Eingriffe, gelindert werden. Gleichzeitig helfen physiotherapeutische Massnahmen, die Funktionsfähigkeit des Armes zu verbessern. Ein Sehnenriss kann jedoch nicht von selbst heilen. Es gibt aber Risse, die über lange Zeit stabil bleiben und durchaus konservativ behandelt werden können. Wird der Riss grösser, führt dies oft zu einem Muskelschwund, welcher auch durch eine Operation nicht mehr behoben werden kann. Bei akuten Rissbildungen mit erheblichem Funktionsverlust oder bei ungenügendem Ansprechen auf die konservative Therapie empfehlen wir in der Regel die operative Therapie.
Arthroskopie mit Débridement
Dieser Eingriff wird entweder bei sehr kleinen Rissen durchgeführt, die mechanisch nicht relevant sind, oder bei sehr ausgedehnten Sehnenrissen, welche technisch nicht mehr rekonstruiert werden können. Störende oder instabile Sehnenanteile werden dabei entfernt oder gelöst, entzündliche Veränderungen werden abgetragen. Ziel dieser Operation ist das Erreichen einer Schmerzreduktion. Nach dieser Operation ist keine Ruhigstellung notwendig. Die Rehabilitation ist unkompliziert.
Arthroskopische Sehnenrekonstruktion (Sehnennaht)
Obwohl die offene Operation immer noch gute Resultate liefert, wird heute in der Mehrzahl der Fälle eine arthroskopische (minimalinvasive) Rekonstruktion bevorzugt. Sie ermöglicht eine wesentlich detailliertere Beurteilung der anatomischen Verhältnisse und der strukturellen Veränderungen
und erlaubt eine sehr exakte Rekonstruktion unter Schonung der umgebenden Muskulatur. Ziel der Operation ist die Befestigung der gerissenen Sehnen am Knochen, sodass diese wieder an der richtigen Stelle anheilen können. Die Sehnen werden dabei über Fadenankersysteme stabil fixiert (Abb. 2 + 3). Gleichzeitig werden meist der Sehnendurchgang unter dem Schulterdach erweitert (Akromioplastik) und die lange Bizepssehne (LBS) umplatziert (LBS-Tenodese). Die Schmerzreduktion, eine Optimierung der Kraft und der Funktion sind dabei ebenso wichtige Ziele wie die Wiederherstellung der dynamischen Gelenkzentrierung.
Nach dieser Operation ist eine Ruhigstellung notwendig, damit die Sehne am Knochen einheilen kann, bevor durch aktiven Muskeleinsatz wieder an ihr gezogen wird. In der Regel beträgt die Ruhigstellung sechs Wochen.
Die Sehnen werden über Fadenankersysteme stabil fixiert


Operationsverfahren zur Unterstützung der Heilung (Augmentation)
Das verletzte Sehnengewebe ist häufig degeneriert und ausgedünnt. In bestimmten Konstellationen können sich Patienten für ein zusätzliches Operationsverfahren qualifizieren, bei dem körpereigenesGewebe (z. B. der Bizepssehne) verwendet wird, um die Sehneneinheilung zu unterstützen.
Falls eine Sehnennaht nicht oder nicht mehr vollständig möglich ist, gibt es weitere Optionen:
Partialrekonstruktion der Rotatorenmanschette
Rekonstruktion aller Sehnen, die sich refixieren lassen. Damit wird oft eine deutliche Besserung der Funktion und der Schmerzen erzielt. Ein ungebremstes Weiterreissen wird verhindert.
Superiore Kapselrekonstruktion
Durch das Einnähen eines Stücks Spenderhaut in den Riss, der sich mit der ursprünglichen Sehne nicht mehr schliessen lässt, wird eine bessere Gelenkzentrierung erreicht. Dies führt zu weniger Schmerzen und einer besseren Funktion.
Sehnentransferoperationen
Je nach Risskonfiguration kann ein Muskel umgeleitet und seine Sehne in den Defekt eingenäht werden. Dieser Muskel übernimmt dann einen Teil der früheren Aufgaben der nicht reparablen Rotatorenmanschette.
Erfolgsaussichten
Welche Behandlungsmethode die zuverlässigste und erfolgversprechendste ist, wird in einem persönlichen Gespräch mit dem Operateur im Detail besprochen. Die Rotatorenmanschettenrekonstruktion führt nach abgeschlossener Rehabilitation in der Mehrzahl der Fälle zu einer Schmerzbefreiung oder zu einer deutlichen Schmerzreduktion. Auch die Schulterfunktion kann in der Regel gut wiederhergestellt werden. Gelegentlich bleibt auch nach der Rekonstruktion ein leichtes Kraftdefizit bestehen.
Nachbehandlung
Nach der Sehnenrekonstruktion ist eine etwas aufwendigere, meist mehrmonatige Nachbehandlung mit vorübergehender Ruhigstellung notwendig. Eine regelmässige physiotherapeutische Behandlung ist zudem wichtig. Der Krafteinsatz ist bei normaler Heilung erst nach drei Monaten wieder erlaubt.
Die Sportbelastung muss an die Operationsmethode angepasst werden. Im Falle einer Sehnennaht dürfen Sportarten mit Einsatz der Schulter frühestens nach drei Monaten, bei Kontaktsportarten sogar erst nach fünf bis sechs Monaten wieder voll ausgeführt werden.
Die Arbeitsunfähigkeit wird in Anbetracht der erfolgten Operation individuell dem beruflichen Profil angepasst.
Patientenbefragungen nach der Operation
In der Schulthess Klinik begleiten wir unsere Patienten eng. Auch nach der Behandlung, denn wir wollen wissen, wie es ihnen nach unseren Operationen geht. Mit unserer langjährigen Forschungstradition haben wir seit 2010 über 7074 Patientenbefragungen zu 3805 Rotatorenmanschetten-Rekonstruktionen durchgeführt.
Die Patienten profitieren so von den wissenschaftlichen Ergebnissen, die direkt in den klinischen Alltag einfliessen. Unser Wissen geben wir zudem an Kollegen im In- und Ausland weiter: mit Publikationen, Lehrtätigkeiten und Kooperationen. Denn wir wollen die Möglichkeiten der orthopädischen Medizin stets vorantreiben. Damit Behandlungen immer besser und sicherer werden.