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Behandlung Zervikale spondylotische Myelopathie – Rückenmark unter Druck

Die zervikale spondylotische Myelopathie ist eine degenerative Erkrankung. Sie tritt vor allem im höheren Alter auf, oft ist sie anlagebedingt. Es kommt zu einer Kompression des Rückenmarks im Halsbereich. Durch den Druck wird das Rückenmark mit der Zeit geschädigt. Für die Erkrankung werden statische und dynamische Faktoren verantwortlich gemacht.

Symptome

Zu den typischen Symptomen der zervikalen spondylotischen Myelopathie zählen Nackenschmerz, Taubheit oder Gefühlsstörungen der oberen Extremitäten sowie Defizite der groben und feinen Kraft wie auch der Sensibilität. Gang­­störungen oder Störungen der Blasen- bzw. Mastdarmfunktionen treten in der Regel zu einem späteren Zeitpunkt auf.

Faktoren

Zu den statischen Faktoren, die eine zervikale spondylotische Myelopathie begünstigen können, gehören neben der anlagebedingten Enge auch Bandscheibenvorfälle und die Bildung von Knochenausziehungen sowie degenerative Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke, aber auch Verdickungen des hinteren Längsbandes. Zu den dynamischen Faktoren zählen Trauma und Instabilität. Seltene Ursachen sind auch Tumore und Gefässverengungen oder Verschlüsse. Der Verlauf der Erkrankung ist meist schleichend, akute Verläufe kommen jedoch vor.

Diagnose

Zur Diagnostik gehören nach primärer klinisch-neurologischer Untersuchung die Bildgebung (konventionelles Röntgen, MRI, ggf. CT / CT-Myelo) und  –  je nach Eindeutigkeit der Befunde  – weiterführende elektrophysiologische Tests (MEP/SSEP) sowie Liquor- und Blutanalysen. Wichtig und für die weitere Therapie entscheidend ist die Unterscheidung zwischen Symptomen mit einer reinen Ausstrahlungssymptomatik in die Arme und solcher als Folge der Druckwirkung auf das Rückenmark.

Zur Differentialdiagnose der Myelopathie gehören entzündliche Erkrankungen, spinale Blutunterversorgungen oder neurodegenerative Krankheitsbilder, aber auch Stoffwechselstörungen oder Vitaminmangel-Syndrome.

Zervikale spondylotische Myelopathi
Abb. 1: Zervikale Enge; seitl. Ansicht C5/6 und C6/7; seitl. Ansicht

Konservative Behandlung

Auf konservativem Weg lässt sich die spinale Enge bei zervikaler spondylotischer Myelopathie nicht erweitern. Nur durch muskelaufbauende oder schmerzmodulierende Therapien kann versucht werden, eine Verbesserung zu erzielen. 

Operative Behandlung

Bevor eine chirurgische Therapie eingeleitet wird, muss eine Enge im zervikalen Spinalkanal bildgebend nachgewiesen sein. Eine Operation ist nötig, wenn akute oder zunehmende neurologische Defizite auftreten, sich relevante Störungen autonomer Funktionen (Blase, Mastdarm, Potenz) ergeben oder sich durch die konservative Behandlung keine Verbesserung einstellt. Als chirurgische Optionen der Dekompression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Vorderer Zugang

Durch einen Zugang von vorne wird nach Entfernung der Bandscheibe die Verknöcherung an der Hinterkante des Wirbelkörpers weggefräst und der Rückenmarkkanal erweitert. Gelegentlich muss auch der ganze Wirbelkörper entfernt werden. Zur Stabilisierung des entstandenen Hohlraums zwischen den Wirbelkörpern kommen «Käfige» aus Spezialplastik oder Knochen aus dem Beckenkamm – verstärkt durch eine Titanplatte – zur Anwendung. In seltenen Fällen werden bewegliche Prothesen als Bandscheibenersatz implantiert.

Hinterer Zugang

Durch einen Zugang von hinten kommt die Laminoplastie (Umsetzung) oder Laminektomie (Entfernung des Wirbelbogens), kombiniert mit einer Stabilisation durch ein Schrauben-/StabSystem, zum Einsatz. Die Auswahl hängt vom Ort der Kompression (Bandscheibenvorfälle drücken beispielsweise von vorne), dem Ausmass der degenerativen Veränderungen und der Form und Balance der Halswirbelsäule ab.

Halswirbelsäule nach Entfernung des Wirbelkörpers
Abb. 3: Halswirbelsäule, seitl: Nach Entfernung des Wirbelkörpers erfolgte Einlage eines Titankäfigs, mit Knochen gefüllt und mit einer Platte nach vorne sowie durch Schrauben von hinten fixiert
Halswirbelsäule Implantate
Abb. 4: Halswirbelsäule, Darstellung der Implantate von vorne
Dekompression Wirbelkanal
Abb. 5: Dekompression des Wirbelkanals mit anschliessender Fusion mit Knochenspan und Titanplatte

Erfolgschancen

Risiken und Erfolgsaussichten 

Die Operation dient primär dazu, eine weitere Verschlechterung der Nervenausfälle zu verhindern. Eine Verbesserung ist nicht ausgeschlossen und braucht v.a. bei seit längerem bestehenden Einschränkungen viel Zeit. Schmerzen hingegen können durch die Operation oft gelindert werden.
Komplikationen sind glücklicherweise selten. Nur in ganz seltenen Fällen kommt es zur Verletzung von Halsgefässen, Speiseröhre oder gar des Rückenmarks. Eine zugangsbedingte Reizung/Verletzung der Stimmbandnerven kann eine Heiserkeit und Schwierigkeiten beim (lauten) Sprechen verursachen. Meist bilden sich diese Beschwerden gut zurück.

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