News Klinische Fachspezialistin – ein neues Berufsbild etabliert sich
Seit nun genau zwei Jahren gibt es in der Schulthess Klinik die Funktion der Klinischen Fachspezialistin. Dabei übernimmt eine ursprünglich aus der Pflege stammende Fachperson verschiedene medizinisch-ärztliche Aufgaben. Doch was heisst dies genau im Klinikalltag? Nachfolgend erfahren Sie mehr über diese Funktion und wie sich diese in der Schulthess Klinik entwickelt hat.
Die Berufsbilder im Gesundheitswesen sind im Wandel. So hat sich in der Schweiz der Beruf der Klinischen Fachspezialistin entwickelt, auch in der Schulthess Klinik. Was im Juli 2018 als einjähriges Projekt mit Rahel Käufeler in der Abteilung Schulter- und Ellbogenchirurgie startete, hat sich als Erfolg etabliert. So ist mit Michael Fuchs seit Jahresbeginn auch ein Klinischer Fachspezialist in der Wirbelsäulenchirurgie tätig. Und im August starten zwei weitere in der Knie- und Hüftchirurgie.
Entlastung der Assistenzärzte
Für diese Funktion in Frage kommen hoch motivierte Pflegefachleute, die für die Betreuung der Patienten auf der chirurgischen Bettenstation zuständig sind. Im Auftrag der Ärzte übernehmen sie traditionelle Aufgaben von Stationsärzten und sind Teil des Ärzteteams. Dies hat auch zur Folge, dass sich das Aufgabenspektrum der chirurgischen Assistenzärzte ändert. Die Ausbildung auf der Bettenstation ist zwar nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Assistenzarztzeit, jedoch erlaubt die neue Aufteilung, dass sich diese Ärzte mehr auf die Tätigkeiten im Operationssaal sowie in der Sprechstunde fokussieren können.
Konkrete Aufgaben von Klinischen Fachspezialisten sind die aktive Teilnahme an den Ärzterapporten, die morgendliche Visite inklusive klinischer Untersuchung, Verordnungen, Verlaufsdokumentation, Röntgenanmeldungen, Berichtswesen, Ausstellung von Rezepten und weitere Koordinationsaufgaben. Die Kompetenzen der Klinischen Fachspezialistin gehen somit klar über diejenigen des übrigen Pflegepersonals hinaus. Die medizinische Verantwortung liegt aber weiterhin beim Arzt.
Neue Bildungsmöglichkeiten ergänzend zur Praxis
Da das Berufsbild in der Schweiz noch relativ neu ist, ist der Bildungsweg noch nicht einheitlich definiert. In der Regel sind Klinische Fachspezialisten diplomierte Pflegefachpersonen HF mit mehrjähriger Berufserfahrung. Seit 2017 gibt es auch einen CAS Klinische Klinischer Fachspezialist. Der Weg einer Klinischen Fachspezialistin kann aber auch zu einem Bachelor of Science FH in Nursing führen, wie dies bei Rahel Käufeler der Fall ist. Seit Oktober 2019 absolviert sie berufsbegleitend diese Ausbildung, mit der diplomierte Pflegefachleute befähigt werden, in Projekten zur Qualitätsentwicklung und Forschungsanwendung mitzuarbeiten und gleichzeitig fachliche Führungsverantwortung zu übernehmen. «Das Studium hilft mir im Klinikalltag und in meiner beruflichen Entwicklung sehr und ich bin dankbar, dass mich die Schulthess Klinik dabei unterstützt», freut sie sich.
Konstanz für den Patienten und das Pflegeteam
Für Patienten hat dies den Vorteil, dass sie eine konstante Ansprechperson in der Betreuung haben. Denn unsere Klinischen Fachspezialisten arbeiten täglich werktags von 7 bis 16 Uhr. Sie übernehmen keine Notfall- oder Nachtdienste. So können sie sich auf das Tagesgeschäft konzentrieren und sind auch für das Pflegeteam eine konstante Anlaufstelle.
Im Gegensatz zu einem Assistenzarzt, der im Rahmen seiner Ausbildung häufiger interne Rotationen hat, handelt es sich bei Klinischen Fachspezialisten zudem eher um langfristig orientiertes Personal. Diese Kontinuität bietet auch die Chance, Prozesse, welche den Spitalalltag prägen, nachhaltig zu analysieren und verbessern.
Schnittstelle zwischen den Berufsgruppen
Klinische Fachspezialisten sind eine Schnittstelle zwischen den Ärzten und der Pflege. So übernehmen sie eine Art Vermittlerrolle und verbessern die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen. Das Modell der Klinischen Fachspezialisten kommt sodann auch bei allen beteiligten Berufsgruppen in der Schulthess Klinik als eine positive Innovation an.
So erlebt Prof. Dr. med. Markus Scheibel, in dessen Abteilung seit zwei Jahren Rahel Käufeler als Klinische Fachspezialistin tätig ist, die Entwicklung vor allem als extrem patientenfreundlich:
«Dank dieser Bindegliedfunktion ist die klinische Fachspezialistin für den Patienten eine durchgängige Ansprechperson für zahlreiche Belange, was von den Patienten sehr geschätzt wird», so der Chefarzt Schulter- und Ellbogenchirurgie. «Zudem verschafft es in der Ärzteschaft mehr Zeit für die wichtige Ausbildung unserer Assistenzärzte.»
Auch auf der Pflege wird diese neue Organisation sehr geschätzt:
«Mein erster Gedanke war, dass dies sicher einiges im Arbeitsalltag erleichtern wird», sagt Claudia Hauth, Stationsleitung Pflege. «Und so war es auch: Die Kommunikation hat sich stark vereinfacht, da Pflege und Klinische Fachspezialistin «vom Selben reden». Wir haben einen ähnlichen medizinischen Ausbildungsstand und kennen beide die Herausforderungen des Pflegealltags – das schafft gegenseitiges Verständnis.»
Und wie hat Rahel Käufeler selbst die Entwicklung ihrer neuen Funktion erlebt?
«Am Anfang kam mir das Ganze schon etwas wie ein berufliches Abenteuer vor, auf das ich mich einliess. Dass sich diese Funktion so schnell so positiv etabliert und nun auch andere Abteilungen nachziehen, hätte ich nicht erwartet. Umso glücklicher macht es mich, wenn ich sehe, wie meine Arbeit Patienten, Ärzten und Pflege Vorteile bringt und ich gebe weiterhin mein Bestes.»