Subtalare Coalitio
Ein 17-jähriger Patient stellt sich aufgrund seit nunmehr 5 Jahren bestehenden Schmerzen an beiden Füssen beim gehen vor. Da er sich kurz vor einem Lehrstellenantritt befindet, äussert er Bedenken, ob eine mit dem Beruf verbundene Belastung für die Füsse tolerierbar sein würde. In der Freizeit betreibt er intensiv Kampfsport. Auch diese Tätigkeit kann aufgrund der Beschwerden nicht mehr adäquat ausgeübt werden.
Bei der klinischen Untersuchung fällt ein auf Druck auslösbarer Schmerz entlang der unteren Sprunggelenke bei deutlich eingeschränkter Beweglichkeit derselben auf. Beim Zehenstand bleibt die Rückfussachse starr. Eine physiologische Varisierung, also eine nach innen gerichtete Krümmung, wie dies normalerweise der Fall wäre, kann beim Zehenstand nicht beobachtet werden. Ansonsten bestehen morphologisch normal ausgebildete Füsse ohne anderweitig auffallende Deviationen hinsichtlich Vorfusskonfiguration, Ausbildung des Längsgewölbes oder Rückfussachsen.
Neben den konventionellen Röntgenbildern, führten wir eine Magnetresonanz-Tomographie (MRI) Untersuchung durch, um das untere Sprunggelenk genauer beurteilen zu können. Auf der Innenseite des Gelenkes konnte auf beiden Seiten eine abnormale Verbindung zwischen dem Fersen (Calcaneus)- und dem Sprungbein (Talus) nachgewiesen werden (Abb. 1+2).
Da die Verbindung kleinflächig war und keine absolut stabilen Verhältnisse darstellten, zudem gewisse Mikrobewegungen an der Verbindung selbst erlaubten, wurde sie als schmerzhaft empfunden. Aus diesem Grunde entschieden wir uns für eine komplette Fixation der unteren Sprunggelenke, wobei nicht beide Gelenke gleichzeitig angegangen werden konnten, da eine operierte Seite immer entlastet werden muss.
Der Patient wurde zunächst am linken und ein halbes Jahr später am rechten unteren Sprunggelenk operiert. Jeweils 6 Wochen postoperativ nach Stockentlastung fand die erste Nachkontrolle zur Verifizierung des Heilungsverlaufs statt. Die gleichzeitig durchgeführte computertomographische Untersuchung konnte in diesem Rahmen eine knöcherne Überbrückung der Gelenke bestätigen (Abb. 3-6).
Der Patient konnte in der Folge den jeweils operierten Fuss zunehmend belasten. In einer Nachkontrolle etwas ein halbes Jahr nach der zweiten Operation war er beschwerdefrei und hatte mittlerweile seine Lehre in einem stehenden Beruf beginnen können. Die Kampfsportaktivitäten (Judo) konnten ebenfalls ohne auftretende Schmerzen praktiziert werden.
Eine subtalare Coalitio kommt in ca. 1% der Bevölkerung vor. Meistens ist sie klinisch symptomatisch. Die Art der Verbindung zwischen Fersen- und Sprungbein kann entweder knöchern, knorpelig oder fibrös sein. Die Ursache ist nicht genau bekannt. Möglicherweise handelt es sich um eine Entwicklungsstörung schon im Fetalstadium während der 9.-10. Schwangerschaftswoche. Manchmal können gleichzeitig andere Fehlbildungen an den Füssen bestehen. Typischerweise treten die Beschwerden im Zusammenhang mit der subtalaren Coaltio im Jugendalter ab 12 Jahren oder gelegentlich später nach einem banalen Fusstrauma auf. Auffallend ist die schlechte oder fehlende Beweglichkeit im unteren Sprunggelenk. Durch eine Operation mit Aufhebung der minimalen, schmerzverursachenden Beweglichkeit im unteren Sprunggelenk besteht keine Veränderung der bisherigen Funktionalität des Patienten, zumal das viel beweglichere und funktionell wichtigere obere Sprunggelenk nach wie vor normal beweglich ist. Im Gegenteil: Durch das Verschwinden der Schmerzen können auch anspruchsvolle körperliche Aktivitäten problemlos wieder aufgenommen werden.