Chronische Schmerzen des Achillessehnenansatzes bei Haglund-Ferse
Eine 78-jährige Patientin wurde uns von ihrem Internisten wegen starker chronischer Schmerzen an der rechten Ferse zugewiesen. Die Schmerzen, welche bei jedem Schritt auftraten, bestanden zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung bei uns seit über einem Jahr und lokalisierten sich auf den Ansatz der Achillessehne am Fersenbein. Grund für diese chronische Reizung der Achillessehne war eine Formvariante der Ferse, nach ihrem Erstbeschreiber «Haglund – Ferse» genannt.
Eine 78-jährige Patientin wurde uns von ihrem Internisten wegen starker chronischer Schmerzen an der rechten Ferse zugewiesen. Die Schmerzen, welche bei jedem Schritt auftraten, bestanden zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung bei uns seit über einem Jahr und lokalisierten sich auf den Ansatz der Achillessehne am Fersenbein.
Grund für diese chronische Reizung der Achillessehne war eine Formvariante der Ferse, nach ihrem Erstbeschreiber «Haglund – Ferse» genannt. Diese Formvariante der Ferse bestand, seitdem das Knochenwachstum abgeschlossen war und verursachte jahrzehntelang keinerlei Beschwerden. Durch Änderungen der Belastung des Fusses beim Gehen kann es jedoch vereinzelt wie im vorliegenden Fall erst im fortgeschrittenen Alter zu enormen Beschwerden kommen. Die lokalen Druckschmerzen, welche in Begleitung einer Rötung und Schwellung des Fersenbeines auftreten, werden hauptsächlich durch Entzündungen des Schleimbeutels über dem Fersenbein verursacht. Relativ häufig lassen sich sonographisch oder auch im MRI (Schichtaufnahmen) zusätzlich degenerative Veränderungen der Achillessehne nachweisen.
Nach erfolglosen lokalen Therapieversuchen durch den Hausarzt mit entzündungshemmenden Salben und Ultraschall wurde die Patientin an einer orthopädischen Fachklinik vorgestellt. Dort passte man der Patientin im Dezember 2005 einen orthopädischen Serienschuh mit Fersenkeileinlage, Rückfussbettung und lokaler Entlastung des Achillessehnenansatzes an. Ausserdem wurde Physiotherapie mit Jontophorese und Elektrotherapie empfohlen. Lokal wurde ein hautschonendes Blasenpflaster aufgeklebt.
Da diese Massnahmen in Hinsicht auf die sehr behindernde Schmerzsituation ebenfalls erfolglos blieben, zogen die beratenden Ärzte einen operativen Eingriff mit Umstellung des Fersenbeines, eine sogenannte «zuklappende Keilosteotomie» zur Entlastung des Achillessehnenansatzes in Erwägung. Die Patientin hatte erst im September 2005 eine grössere Krebsoperation mit anschliessender Bestrahlung hinter sich gebracht, so dass sie einer erneuten Operation mit all ihren Risiken und der anschliessenden mehrwöchigen Stockentlastung des Beines skeptisch gegenüber stand.
Der Hausarzt unterstützte die Patientin in dieser Meinung und überwies Frau B. an das Fusszentrum der Schulthess Klinik, wo sie im Mai 2006 erstmals von uns gesehen wurde. Die Patientin litt bei Haglund – Ferse rechts an einer schmerzhaften Verkalkung und degenerativen Veränderung des Achillessehnenansatzes. Als Nebendiagnosen waren bei der Patientin eine ungenügende Pumpleistung des Herzens, Bluthochdruck und Krampfadern bekannt. Diese Erkrankungen verbieten zwar eine Operation nicht, machen jedoch das Auftreten von Risiken und Komplikationen etwas wahrscheinlicher. So war uns sehr daran gelegen, eine schonende, wenig belastende Therapie für die Patientin zu finden.
Wir schlugen ihr vor, eine Behandlung mittels fokussierter extrakorporaler Stosswellentherapie vornehmen zu lassen. Bei diesem Verfahren, kurz ESWT genannt, werden mittels einer Sonde auf den Hauptschmerzpunkt gebündelte, hochenergetische Schallwellen appliziert. Da dies schmerzhaft ist, wird zuvor ein lokales Betäubungsmittel gespritzt. Die Behandlung selbst dauert etwa 8 Minuten. Ca. 75% der Patienten mit schmerzhaften Achillessehnenveränderungen profitieren von diesem Verfahren.
Frau B. war mit unserem Vorschlag einverstanden, sodass wir nach Eingang der Kostengutsprache durch die Krankenkasse eine erste Behandlung mittels ESWT Mitte Juni 2006 vornahmen.
Nach 6 Wochen erfolgte die erste Kontrolle, bei welcher die Patientin über einen 50%-igen Rückgang der Schmerzsymptomatik berichten konnte. Wir entschlossen uns aufgrund dieses Erfolges eine zweite Behandlung insgesamt drei Monate später anzuschliessen, was wiederum problemlos vonstatten ging. Im Rahmen der anschliessenden Kontrolle war die Patientin erstmals seit eineinhalb Jahren beschwerdefrei. Lediglich beim Treppab gehen verspürt sie gelegentlich noch ein leichtes Stechen an der rechten Ferse, was für die Patientin jedoch nicht störend ist. Die Patientin ist mit dem mittels konservativer Therapie erreichten Ergebnis sehr zufrieden.
Die ESWT findet nicht nur bei Achillessehnenschmerzen Anwendung, sie wird auch bei Fusssohlenschmerzen (Fasciitis plantaris) und verzögerter Knochenbruchheilung (Pseudarthrose) mit Erfolg bei ca. 70% der Fälle durchgeführt.
Ihre Wirkungsweise wurde bisher nicht abschliessend geklärt. Zur Diskussion stehen verschiedene Möglichkeiten von der anatomischen Veränderung Umhüllung der schmerzübertragenden Nervenfasern bis zur Anregung gewisser Reparaturmechanismen vor Ort, die sogar einen positiven Einfluss auf degenerativ veränderte Sehnen haben können.