Akute posttraumatische Achillessehnenruptur
Eine 43-jährige sportlich sehr aktive Frau stellt sich in unserer Sprechstunde notfallmässig vor. Sie habe am gestrigen Tag beim Korbballspiel plötzlich einen Knall gehört – gefolgt von Schmerzen im Bereich der rechten Achillessehne. Die Belastung des rechten Fusses war nicht mehr möglich.
Bei der klinischen Untersuchung fällt eine deutlich tastbare druckschmerzhafte Delle im Verlauf der Achillessehne auf. Die Achillessehne ist nicht mehr in Kontinuität tastbar. Der Einbeinzehenstand ist unmöglich geworden. Hingegen konnte die Beugung des Fusses ohne Krafteinsatz durchgeführt werden. Zusätzlich wurde noch ein spezieller klinischer Test (Thompson-Test) durchgeführt. Bei diesem Test liegt der Patient auf dem Bauch. Bei Druck auf die Wadenmuskulatur bleibt bei einer kompletten Achillessehnenruptur die Beugung des Fusses aus.
Zusammenfassend zeigen die durchgeführten klinischen und radiologischen Untersuchungen eindeutig einen Riss der Achillessehne im oberen Drittel.
Die traumatische Achillessehnenruptur kann sowohl operativ als auch konservativ behandelt werden. Das Behandlungsmuster sowie die Nachbehandlungszeit sind vergleichbar. Bei sportlich sehr aktiven Patienten sowie frischen Rupturen erfolgt meistens ein operatives Vorgehen. Im Allgemeinen sollte die Operation innerhalb der ersten 7-10 Tage durch eine direkte Naht durchgeführt werden. Die Naht der Achillessehne kann grundsätzlich offen oder durch die mini-open-Technik erfolgen. Der Vorteil der mini-open-Technik liegt darin, dass nur die Sehnenstümpfe freigelegt werden müssen. Die Gefahr von Verklebungen und auch Wundheilungsstörungen wird dadurch deutlich reduziert.
Im vorliegenden Fall entscheiden wir uns zusammen mit der Patientin zu einem operativen Vorgehen mittels Achillessehnennaht (mini-open-Technik). Die Operation wird 1 Tag nach dem Trauma problemlos unter spinaler Anästhesie durchgeführt. Es erfolgt ein stationärer Aufenthalt von 2 Nächten. Für eine Dauer von 6 Wochen- ausgehend vom Operationsdatum- darf die Patientin den operierten Fuss mit Hilfe von Unterarmgehstöcken nur 15 kg teilbelasten. Die ersten 2-3 Wochen trägt sie eine Innostep-Orthese mit 30°Erhöhung der Ferse, danach tauscht sie die Orthese gegen einen Künzlischuh mit 2 cm Fersenkeil. Der Keil wird im weiteren Verlauf langsam reduziert. Insgesamt erfolgt 12 Wochen nach der Operation eine Entwöhnung des Künzli Schuh. Bereits in der 1. postoperativen Woche beginnt die Physiotherapie nach einem bestimmten Schema und wird mindestens 4 Monate fortgesetzt.
Ihre Belastungsfähigkeit und der Muskelaufbau konnten graduell gesteigert werden, so dass die Patientin erstmals nach 5 Monaten wieder 2 km in 15 Minuten joggen konnte. Es darf in den meisten Fällen damit gerechnet werden, das die ursprüngliche Leistungsfähigkeit nach ca. 1 Jahr erreicht werden kann.